Klimawandel
16.11.2017
Warum wir es nicht schaffen und warum wir uns einreden werden, es geschafft zu haben.
Es
wird
nicht
mehr
lange
dauern,
dann
werde
ich
an
einem
schönen
Januartag
an
einem
See
liegen
und
nur
mit
Badehose
bekleidet
die
Sonne
genießen.
Und
zwar
mehrere
Stunden
lang,
ohne zu frieren.
2017 war ein recht heißer Sommer.
Aber das Unangenehmste war nicht die Hitze.
Sondern die Luftfeuchtigkeit.
Wir kennen das aus der Sauna.
70 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit können heißer sein als 90 Grad staubtrockene Luft.
Die
Veränderungen
von
Sommer
und
Winter
in
Richtung
höherer
Temperatur
sind
2015
sprunghaft angestiegen.
Der
Sprung
war
nicht
besonders
hoch.
Hat
aber
gereicht,
dass
die
Berge
bis
über
2500
Meter
Höhe hinaus weitgehend schneefrei blieben.
Wann der nächste Sprung dieser Qualität stattfindet, ist nicht voraussehbar.
Nicht
voraussehbar
war
auch
die
Tatsache,
dass
in
der
Karibik
gleich
mehrere
schwere
Hurrikans
hintereinander tobten.
Dass
dann
noch
einer
davon
Richtung
Nordatlantik
bis
hin
nach
Island
zog,
war
etwas,
was
Meteorologen
fassungslos
machte.
In
etwa
der
gleichen
Zeit
gab
es
die
Internationale
Automobilausstellung.
Neben
der
Ankündigung,
dass
man
demnächst,
irgendwann,
aber
bestimmt
ganz
bald,
die
Elektromobilität
fördern
will,
standen
dort
die
üblichen
Verkaufsschlager.
SUV’s
mit
hohem
Gewicht und hohem Spritverbrauch und nicht wirklich optimiertem Schadstoffausstoß.
Aktuellster
Stand
der
Mobilitätsplanung
sieht
Reduzierung
schädlicher
Abgase
vor,
die
in
einem,
für die Automobilindustrie moderatem Ausmaß, auf die nächsten Jahrzehnte verteilt sind.
Hier ist jetzt der Moment, wo wir folgende Frage stellen können.
Was ist wichtiger?
Die Aufrechterhaltung der Gewinnmaximierung? Denn um nichts anderes geht es hier.
Oder die größtmögliche Begrenzung des Klimawandels?
Wir
dürfen
davon
ausgehen,
dass
führende
Manager
der
Meinung
anhängen,
dass
man
schon
bald
Technologien
haben
wird,
um
so
viel
Kohlendioxid
aus
der
Atmosphäre
zu
entfernen,
wie
eben
nötig ist.
Was diesen Managern wohl eher nicht bewusst ist, ist die Komplexität des Organismus Erde.
Das
Klima
der
Erde
ist
derart
kompliziert
aufgebaut,
dass
auch
führende
Klimaforscher
es
nicht
im
Detail erklären können.
Einfach weil es zu viele Faktoren gibt, die auf zu vielen Wegen miteinander interagieren.
Das
Klima
ist
zudem
ein
prinzipiell
chaotisches
System
und
gleichzeitig
so
ausgerichtet,
dass
es
selbstregulierend ist.
Wir
dürfen
davon
ausgehen,
dass
jeder
menschliche
Einfluss
ein
künstlicher
Einfluss
ist,
der
die
Selbstregulierung eher stört als unterstützt.
Vielleicht wird es in 100 Jahren anders sein.
Aber
derzeit
sind
wir
von
Kindern,
die
an
etwas
herumspielen,
was
sie
nicht
verstehen,
kaum
zu
unterscheiden.
Was
uns
davon
abhält,
die
Sache
mit
dem
Klimawandel
ernst
zu
nehmen,
ist
die
Gier,
die
uns
dazu treibt, unseren Lebensstandard auf keinen Fall zu gefährden.
Wir Menschen sind Sammler. Wir geben grundsätzlich nichts freiwillig her, was wir besitzen.
So
lange
uns
schnelle
Autos
wichtiger
sind
als
eine
saubere
Umwelt,
werden
wir
den
Klimawandel
nicht in der notwendigen Weise ernst nehmen.
Und nein, auch ich fahre noch kein Elektroauto.
Ich
fahre
einen
Euro
5
Diesel.
Einfach,
weil
er
damals,
als
ich
ihn
gekauft
habe,
als
umweltfreundlich galt.
Ich
werde
ihn
jetzt
auch
nicht
verkaufen,
um
einen
Benziner
zu
kaufen,
der
3
Liter
pro
100
Kilometer mehr braucht.
Denn unterm Strich würde ich dann mehr CO
2
produzieren als jetzt.
Sicherlich produziert der Individualverkehr viel CO
2
.
Aber werfen wir doch mal einen Blick auf die Meere.
Dort fahren alleine mehr als 40.000 Handelsschiffe.
Alle
mit
Schwerölmotoren
ausgerüstet,
die
richtig
viel
CO
2
und
NOX
produzieren.
Nehmen
wir
noch
alle
Passagierschiffe,
alle
Kriegsschiffe
und
alle
privaten
Schiffe
hinzu,
haben
wir
weit
mehr
CO
2
, als wir deutschen Autofahrer überhaupt produzieren können.
Das ist bei weitem nicht alles.
Blicken wir noch auf sämtliche ölbetriebenen Heizungen dieser Welt.
Und zusätzlich noch auf alle Öl- und Kohlekraftwerke.
Und
dann
noch
auf
die
Landwirtschaft
und
die
Massentierhaltung,
wo
relevante
Mengen
an
Methan anfallen.
Das Pariser Abkommen verlangt eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 2 Grad.
Ohne zu sagen, was die 2 Grad mehr an weltweiter Durchschnittstemperatur bedeuten.
Nur
zur
Erinnerung,
seit
Beginn
der
Klimaerwärmung
spricht
man
von
einer
Erhöhung
von
0,6
Grad.
Diese
0,6
Grad
haben
dazu
geführt,
dass
Schnee
in
Deutschland
fast
schon
zu
einer
Rarität
geworden ist.
Diese
0,6
Grad
haben
dazu
geführt,
dass
in
Ländern,
die
zwischen
dem
20.
und
30.
Breitengrad
liegen, seit einigen Jahren Temperaturen von bis über 50 Grad gemessen werden.
Sie haben zu einer weltweiten Gletscherschmelze geführt.
Nicht nur in Hochgebirgen, sondern auch in der Antarktis und auf Grönland.
Die Arktis ist zeitweise eisfrei.
Wie
die
Angelegenheit
aussehen
wird,
wenn
jetzt
noch
1,4
Grad
Erderwärmung
hinzukommen,
das kann niemand voraussagen.
Aber
es
wäre
nicht
unrealistisch,
dass
wir
dann
in
Deutschland
im
Sommer
Temperaturen
von
weit
über 40 Grad bekommen. Und zwar regelmäßig.
Es
wird
mit
Sicherheit
dazu
führen,
dass
einige
Regionen,
die
heute
schon
an
den
50
Grad
knabbern, in den Sommermonaten praktisch unbewohnbar werden.
Und
wenn
das
Grönlandeis
schmilzt,
was
bei
weiteren
1,4
Grad
höchstwahrscheinlich
passieren
wird,
dann
wird
der
Meeresspiegel
soweit
steigen,
dass
es
einige
heutige
Städte,
New
York
zum
Beispiel, nicht mehr geben wird.
Warum
wir
trotzdem
weitermachen
wie
bisher
und
nicht
anfangen
mit
dem
Klimaschutz
ernst
zu
machen, liegt an unserer Mentalität.
Ein wesentliches Merkmal des Menschen ist seine Risikobereitschaft.
Dem einher geht das Gefühl, „es wird schon nicht so schlimm werden.“.
Dem folgt der Glaube daran, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will.
Und
das
man
natürlich
auch
mit
Veränderungen
zurechtkommt,
wenn
sie
denn
tatsächlich
kommen sollten.
Dazu kommt ein, „nach mir die Sintflut.“.
Denn was interessiert mich, was im Jahr 2050 ist.
Das ist weiter weg, als ich denken kann.
Nächste Woche. Ja, das ist ein Zeitraum, der in meine Vorstellung passt.
Aber 2050? Das ist ab jetzt noch 33 Jahre entfernt.
33 Jahre sind für Menschen nur noch ein abstrakter Wert.
Eine Zahl, ohne die Möglichkeit, sie als Zeitspanne „fühlen“ zu können.
2050 ist so weit weg, dass es für uns nicht real erscheint.
Und deshalb ist ein für 2050 postulierter Klimawandel etwas, was uns nicht wirklich interessiert.
Pech ist nur, dass der Klimawandel nicht kommt, sondern wir bereits mitten drin sind.
Was
wir
jetzt
noch
machen
können,
ist
dafür
zu
sorgen,
dass
er
ab
ca.
2030
nicht
mehr
schlimmer wird.
Denn,
egal
was
wir
tun,
die
nächsten
mindestens
10
Jahre,
wird
es
nur
noch
schlimmer
und
nicht
mehr besser.
Ganz nebenbei haben wir noch folgendes Problem.
Die Weltwirtschaft ist global in einer Konjunktur.
Praktisch in jedem Land dieser Erde steigen Konsum und Verbrauch.
Und
das
bedeutet,
dass
für
jedes
Gramm
Kohlendioxid,
das
wir
hier
einsparen,
irgendwo
auf
der
Welt jemand oder etwas hinzukommt, das dieses gesparte Gramm produziert.
Wenn
wir
es
wirklich
ernst
meinen
mit
Klimaschutz,
dann
müssen
wir
unseren
Bemühungen,
unsere Lebensweise naturgerecht zu ändern, um den Faktor 10 erhöhen.
Und auch das würde nur reichen, um das aktuelle Geschehen zu bremsen.
So
wie
wir
jetzt
handeln,
werden
wir
den
Klimawandel
nicht
bremsen
können.
So
werden
wir
es
nicht schaffen.
Und
in
spätestens
10
Jahren
wird
auch
der
Letzte
damit
beginnen,
darüber
nachzudenken,
wie
wir
mit den geänderten Verhältnissen zurechtkommen.
Speziell die Sommer werden unangenehm werden.
Politiker werden dann den Slogan rausbringen:
„Wir schaffen es, weil wir es gemeinsam schaffen können.“
Oder
„Es wird weitergehen, weil es weitergehen muss.“
Oder
„Irgendwann
(und
irgendwann
ist
ein
zeitlich
sehr
dehnbarer
Begriff)
werden
wir
die
Mittel
haben,
das Klima zu unserem Wohl zu ändern.“
Eins noch. Weder wir noch unsere Nachkommen werden am Kohlendioxid ersticken.
Einzig
aus
dem
Grund,
weil,
wenn
die
Werte
von
derzeit
0,04
Prozent
auf
mehr
als
1
Prozent
steigen, wir verbrennen werden, lange, bevor wir auch nur Mühe haben, nach Luft zu schnappen.
Wem das Wort exponentiell etwas sagt, hier ist eine Frage:
„Was
passiert,
wenn
zu
den
jetzigen
Faktoren
weitere
Faktoren
(Methan
z.B.)
in
relevantem
Maße
hinzukommen?“
Ich glaube nicht, dass die Klimaforscher mit ihren Analysen und Prognosen falsch liegen.
Ich
denke
nur,
dass
der
zeitliche
Faktor
in
den
Klimamodellen
von
der
Wirklichkeit
überholt
werden wird.
Es gibt da etwas, was ich mich immer wieder frage.
Die
meisten
der
Politiker,
denen
bei
ihren
Entscheidungen
der
Klimawandel
ziemlich
egal
ist,
haben
Kinder.
Glauben
diese
Politiker,
dass
Geld
allein
genügt,
den
eigenen
Kindern
eine
gesunde
Zukunft
zu
sichern?
Und
was
ist
mit
den
Kindern
dieser
Kinder?
Den
Enkeln
also.
Wer
heute
geboren wird, hat die besten Chancen, den Jahreswechsel zum Jahr 2100 zu erleben.
Für mich ist das Jahr 2100 unerreichbar.
Ich werde nicht mehr erleben, welches Klima die Erde dann hat.
Soll es mir deshalb egal sein?
Ist es nicht, obwohl ich keine Kinder habe.
Also,
was
denken
und
fühlen
diese
Politiker,
deren
Enkel
eine
Welt
erleben
werden,
die
gezeichnet
ist
von
dem
Dreck
und
den
Abgasen,
die
wir
in
unserer
heutigen,
ach
so
zivilisierten
Welt,
erzeugen?
Haben sie Angst um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel?
Oder ist es ihnen egal?
Einfach,
weil
sie
glauben,
dass
Macht
alleine
genügt,
um
ein
gutes
und
glückliches
Leben
zu
führen?
Vielleicht ist es so.
Aber nur für diejenigen, die daran glauben, dass Macht auch glücklich macht.
Wenn
der
Zeitpunkt
kommt,
an
dem
das
Klima
Menschen
zwingen
wird,
ihre
angestammten
Lebensräume
zu
verlassen,
dann
beginnt
etwas,
was
es
seit
mehr
als
tausend
Jahren
nicht
mehr
gegeben hat. Wir werden eine Völkerwanderung erleben.
Ganze
Völker
werden
gen
Norden
ziehen
und
Lebensräume
beziehen,
die
heute
noch
recht
menschenleer
sind.
Die
Weiten
Kanadas,
Grönlands,
Skandinaviens
und
Sibirien
können
durchaus
einige Milliarden Menschen aufnehmen.
Am
Ende
der
Völkerwanderung,
wenn
sich
unsere
Zivilisation
neu
sortiert
hat,
werden
wir
sagen,
dass wir den Klimawandel überwunden haben.
Wir werden davon reden, es geschafft zu haben.
Ohne allzu laut zuzugeben, dass das Überwinden durch eine zwangsweise Anpassung geschah.
Es
wird
eine
Zeit
sein,
in
der
wir
Kolonien
auf
dem
Mond
errichten
und
den
Mars
als
mögliche
zweite Erde ansehen.
Und
einige
werden
davon
sprechen,
dass
wir
den
Mars
zu
einer
Erde
machen,
zu
einem
blühenden
Planeten
formen.
Ohne
darüber
nachzudenken,
dass
wir
auf
einem
blühenden
Planeten
sitzen,
den wir, weiß Gott, nicht blühend behandeln.
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Vor
einem
Jahr
habe
ich
geschrieben,
dass
die
Pariser
Absichtserklärung
gemacht
wurde,
ohne
die
Erde
zu
fragen,
ob
sie
mitmacht,
bei
der
geplanten
Begrenzung
der
Temperaturerhöhung
auf
2
Grad.
Heute
(Ende
2018)
hört
man
die
ersten
Stimmen,
die
sagen,
dass
das
Ziel
„2
Grad“
nicht
einzuhalten ist.
Es stimmt. Wir können nicht das Klima schützen und gleichzeitig unseren Lebensstandard halten.
Aber was meinen wir mit Lebensstandard?
Wohlstand,
Besitztümer,
kulinarischer
Reichtum,
wie
per
Flugzeug
importierte
Kiwis
aus
Neuseeland?
Oder meinen wir Gesundheit und eine saubere Umwelt?
Es hat mal jemand gesagt, dass man nicht auf zwei Pferden gleichzeitig reiten kann.
Dieser jemand hat Recht.