Exoplaneten
Neue Erden!
15.11.2017
15.11.2017. Schlagzeile: „Erdähnlicher Planet nähert sich unserem Sonnensystem!“
WOW! Was für New‘s!
Erdähnlich!
Und
dann
noch
auf
dem
Weg
zu
uns!
Machen
wir
doch
gleich
mal
Kaffee
und
putzen
den Roten Teppich. Nur für alle Fälle.
Genug gewitzelt. Blicken wir auf die Fakten.
Ross 128, so heißt der Stern bei dem der erdähnliche Planet entdeckt wurde.
Ross 128 ist derzeit 11 Lichtjahre entfernt.
Ross 128 ist ein Roter Zwergstern.
Der nun entdeckte erdähnliche Planet (Ross 128b) umkreist seinen Mutterstern in 9,9 Tagen.
Tage! Zum Vergleich, der Mond braucht 27 Tage für einmal um die Erde rum zukommen.
Und seine Eigentrotation ist identisch mit der Umlaufzeit. Also ebenfalls 27 Tage.
Das
bewirkt,
das
der
Mond
uns
immer
die
gleiche
Seite
zeigt.
Seine
Rückseite
bleibt
für
uns
unsichtbar.
Ross 128b ergeht es ebenso. Auch er zeigt seiner Sonne immer die gleiche Seite.
Das
bedeutet
eine
Seite
ist
hell
und
warm
bis
heiß,
während
die
andere
Seite
dunkel
und
sehr
kalt
ist.
Morgendlicher Sonnenaufgang? Fehlanzeige.
Sonnenuntergang? Findet nicht statt.
Eine nicht vorhandene Eigenrotation wirkt sich eher negativ auf Magnetfelder aus.
Und das Klima (Wetter) dürfte eher seltsam als gemäßigt sein.
Falls
man
bei
Ross
128b
von
erdähnlich
Sprechen
will,
dann
müsssen
wir
den
Begriff
„Erdähnlich“
sehr weit dehnen.
Übertragen
auf
die
Menschheit
wäre
es
so,
als
ob
wir
auch
alle
Primaten,
egal
ob
Gorilla
oder
Kapuzineräffchen, als menschenähnlich bezeichnen würden.
So viel zum Thema erdähnlich.
Kommen wir jetzt zu „nähert sich uns.“
Tatsächlich
ist
das
Sonnensystem
Ross
128
auf
einem
Kurs,
der
es
unserem
Sonnensystem
näher
bringt.
In
etwa
79.000
Jahren,
die
Steinzeit
war
vor
etwa
5.000
Jahren
zu
Ende,
wird
sich
Ross
128
bis
auf etwa 4 Lichtjahre genähert haben.
Seine Entfernung verringert sich also um 7 Lichtjahre, was etwa 60 Prozent sind.
4 Lichtjahre sind aber immer noch eine Distanz, die deutlich weiter ist, als ein Lama spucken kann.
4
Lichtjahre
sind
so
weit
entfernt,
dass
wir
nichts,
absolut
nichts
davon
merken,
dass
das
Ding
überhaupt an uns vorbei zieht. Mit bloßem Auge werden wir den Stern nicht einmal sehen können.
Ob es auf Ross 128b Leben gibt, kann niemand beweiskräftig sagen.
Sicher
ist
nur,
dass
Planeten,
die
um
Zwergsterne
kreisen,
allein
schon
wegen
oben
erwähnter
Rotationsproblematik sehr schlechte Kandidaten für die „Villa am Meer“ sind.
Grundsätzlich lässt sich folgendes sagen.
Immer
wenn
es
heißt
„Erdähnlicher
Planet
bei
Rotem
Zwergstern
entdeckt“,
können
wir
die
„Erdähnlichkeit“ als ziemlich eingeschränkt betrachten.
Ich
will
kein
„Spieverderber“
sein,
aber
solange
wir
nicht
von
einer
anständigen
gelben
Sonne
des
Spektraltyps
„G“
sprechen,
die
ein
Alter
zwischen
2
und
8
Milliarden
Jahren
vorweisen
kann,
können
wir
alle
Schlagzeilen,
bezüglich
erdähnlicher
Planeten,
in
aller
Ruhe
und
total
entspannt,
als etwas sehr pauschales betrachten.
Bei den Spektraltypen „F“ und „K“ lohnt sich noch ein näherer Blick.
Bei allen anderen dürfen wir maximal skeptisch sein.